„Alle wollen studieren“, sorgte sich auch Alexander Uhl, Geschäftsführer von tewipack in Althengstett, „das ist ein gesellschaftliches Problem.“ Früher habe es in den Kindergärten noch Werkbänke gegeben, an denen Jungs und Mädchen ihre handwerklichen Talente entfalten konnten. Heute fehle die Nähe zum Handwerk.
Gerade deshalb, sagte Siegfried Katz, Geschäftsführer der Flechtmanufaktur Katz in Nagold, „stirbt die handwerkliche Intelligenz aus!“ Kinder hätten ein Anrecht, Ihre haptischen Fähigkeiten möglichst früh zu entdecken, um diese weiter zu entwickeln. Diese Fähigkeiten seien Voraussetzung dafür, den Wirtschaftsstandort der Tüftler und Erfinder zu erhalten. Also müsse die Gesellschaft ein Interesse daran haben, solche Ressourcen zu pflegen. Trotz geänderter Familienstrukturen könnte die Vermittlung haptischer Fähigkeiten durch Senioren ein Lösungsansatz sein, so der Sprecher des Wirtschaftsforums Süd.
Für Mathias Auch steckt das Problem im Detail. „Wir sind auf dem Weg zu einer Dienstleistungsgesellschaft, da will sich keiner mehr die Hände schmutzig machen“, betonte der operative Geschäftsführer der Arbeitsagentur. Jürgen Schwab riet den Führungskräften, vorhandene Potenziale zu nutzen und möglichst oft darauf zu verweisen, dass die duale Ausbildung jungen Menschen beste Chance für die Zukunft einräume. Die Arbeitsagentur biete Hilfestellung bei der Vermittlung von benachteiligten Jugendlichen an, die händeringend einen dualen Ausbildungsplatz suchen. Vor allem sollten sich Unternehmer über eines im Klaren sein: „Der Ausbildungsmarkt ist längst zum Bewerbermarkt geworden“, so Schwab. Die Zahl der offenen Lehrstellen weise mit 3.946 bereits ein Plus gegenüber der Bewerberzahl (3856) auf. Bei der Deckung des Fachkräftebedarfs könne auch das Programm der Bundesregierung für den Süden Europas helfen, wo eine hohe Jugendarbeitslosigkeit vorherrsche.
Der Ukraine-Konflikt sei alles andere als förderlich für Wirtschaft und Arbeitsplätze hierzulande. „Die Arbeitgeber sind bei Neueinstellungen momentan sehr zurückhaltend“, betonte Jürgen Schwab darüber hinaus. Außerdem seien die Prognosen für Geringqualifizierte nicht gerade rosig. Selbst wenn sie in Arbeitsverhältnisse vermittelt würden, sei dies meistens nur von kurzer Dauer.