Dem Nagolder Geist waren die Mitglieder des Wirtschaftsforums Süd auf der Spur, als sie sich zu ihrer Hauptversammlung in Ginos Osteria mitten im Stadtzentrum trafen. Die Regularien waren, wie immer, in Rekordzeit erledigt. Weil man jedoch um die Wissbegierigkeit der Mitglieder aus Pforzheim, den Landkreisen Calw, Freudenstadt, Böblingen sowie dem Enzkreis wusste, hatte der Vorstand dieses Mal einen profunden Kenner der Nagolder Szene eingeladen.
Vom Gewerbevereinsvorsitzenden Helmut Raaf wollten die Unternehmer und Führungskräfte wissen, warum sich die alte Oberamtsstadt im Vergleich zu anderen Kommunen auffallend gut entwickeln konnte. Doch zuvor hatten sich die Mitglieder von einem guten Kassenstand ihres Vereins überzeugt und ihren Vorstand komplettiert. Dieses Gremium setzt sich aus Sprecher Siegfried Katz aus Nagold (Flechtmanufaktur Katz), seinem Stellvertreter Alexander Uhl aus Althengstett (tewipack UHL), Schatzmeister Gottfried Joos (Volksbank Dornstetten), Vorstandsmitglied Axel Gaiser aus Waldachtal (Gaiser Schwarzwälder Frischebörse) und Pressereferent Werner Klein-Wiele aus Horb (pr-agentur klein-wiele) zusammen. Bei der Organisation von Veranstaltungen wird der Vorstand durch Rechtsanwalt Curt Volle aus Altensteig unterstützt. Aktuell hat das Wirtschaftsforum Süd im Nordschwarzwald rund 70 Mitgliederinnen und Mitglieder.
Für dieses Jahr sind bereits in Planung: am 8.Juli Besuch im Kompetenzzentrum für Energie der Unternehmensgruppe Schnepf in Nagold, 22. Juli ein Lagerfeuer im Garten der Flechtmanufaktur Katz mit Fotos von der Kilimandscharo-Besteigung durch Vereinsmitglied Gottfried Joos sowie im Herbst Besuch bei der Firma Endrich, eine Diskussion über den Nutzen von Statistiken sowie Herbst- und Winterwanderung.
Während Gino und sein Team traditionelle Köstlichkeiten aus Sizilien auftrugen, skizzierte Helmut Raaf die jüngere, erfolgreiche Stadtgeschichte. Im guten Miteinander sei es geglückt, die Innenstadt aus dem Würgegriff des Durchgangsverkehrs zu befreien. Entscheidend sei dafür die große Einigkeit quer durch alle Gremien gewesen, „denn ohne Geschlossenheit geht gar nichts.“ Selbst im Gemeinderat bleibe Parteipolitik außen vor, wenn es um das Wohl der Stadt und ihrer Bürger gehe.
Die Gewerbetreibenden hätten erkannt, dass ein guter Branchenmix Grundlage für starken Publikumsverkehr sei. Der positive Nagolder Geist sei einer guten Beziehung zwischen Form und Inhalt geschuldet. Raaf verglich das mit einem hochwertigen Wein, der nur im passenden Glas überzeuge. Die guten Quartiere seien die Gefäße, in denen sich der Geist entfalten könne. Stabile Industrie, kompetente Händler, engagierte Freiberufler und gastfreundliche Gastronomen würden im Zusammenspiel mit einzelnen Bevölkerungsgruppen ihr Übriges dazu beitragen, „an der Marke Nagold zu feilen“. Sie alle „machen ihren Job hervorragend“, sagte Raaf.
Der innerstädtische Handel habe erkannt, dass es nicht damit getan sei, Ware zu verkaufen. Denn Ware gebe es überall und zu allen möglichen Konditionen. Der moderne, innerstädtische Handel müsse Erlebnis, Ambiente, Stadtökologie, Servicekompetenz leben. Nicht mehr die Versorgung der Bürger mit dem Grundbedarf sei seine Hauptaufgabe, sondern „Shopping- und Erlebniskultur“ auf der „Bühne“ Innenstadt, die „bespielt werden“ müsse. Dazu brauche es freilich ausreichend große und gut konzipierte Flächen. Gelungen sei auch, im Bewusstsein der Bürger zu verankern, dass es allen dient, sich für diese Stadt im sozialen, wirtschaftlichen oder kulturellen Bereich einzusetzen.