Glatten / Calw / Böblingen / Pforzheim (k-w). Für mittelständische Unternehmen wird es strategisch immer entscheidender, die Basis für eine gute Aus- und Weiterbildung im eigenen Betrieb zu schaffen. „Vielen Handwerkern fällt es heute schon schwer, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen“, sagte Schmalz-Personalleiter Martin Helbling den Mitgliedern des Wirtschaftsforums Süd in Glatten. In fünf Jahren werde es auch für die Industrie eng.
Deshalb setzt der Weltmarktführer in der Vakuum-Technologie heute schon alles daran, seinen eigenen Nachwuchs und die Führungskräfte über das übliche Maß hinaus aus- und weiterzubilden, erfuhren die Mitglieder des Unternehmervereins, die aus den Landkreisen Calw, Freudenstadt, Böblingen, dem Enzkreis und Pforzheim stammen. Laut Statistik rangiert die Möglichkeit zur Weiterentwicklung bereits an zweiter Stelle bei den Kriterien für die Arbeitsplatzwahl. Das Unternehmen setzt diese Erkenntnis in erster Linie über ihre Schmalz Academy um. Mitarbeiter können aus dem breiten Spektrum an 150 Seminar- und Freizeitangeboten wählen, um sich so fachlich und persönlich weiterzubilden.
Das Angebot reicht von der Förderung sozialer Kompetenzen über Produktschulungen und Vermittlung von Fachwissen bis zum Sprachunterricht. Sogar Gesundheit, Kultur und sportliche Aktivitäten stehen in der 98 Seiten starken Broschüre. Dazu gehört auch der Segelflugtag mit dem Chef.
„Wir müssen attraktiv sein“, kleidete Helbling die Philosophie des Hauses in Worte. Schon aus Eigennutz habe man die Schmalz Academy ins Leben gerufen, „weil wir Fachkräfte an uns binden wollen.“ Dazu gehöre im Übrigen auch, die jungen Leute zu Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit zu ermutigen sowie den Fach- und Führungskräften die Chance auf Selbstentfaltung zu bieten. „Mitarbeiter wollen sich wohlfühlen und Leistung bringen“, weiß der Personalleiter aus Erfahrung. Wie wichtig der Geschäftsleitung die Weiterbildung ist, beweist die Tatsache, dass jeder Beschäftigte in diesem Jahr einen Gutschein der Volkshochschule erhalten hat.
Ein wichtiger Baustein im Umgang miteinander sei die Kommunikation. Dazu gehöre ein hohes Maß an Offenheit sowie der Mut, Wahrheiten auszusprechen und anzunehmen. Helbling: „Nur so können wir als Unternehmen erfolgreich sein.“
Als Martin Helbling 1994 bei Schmalz begann, zählte sein Arbeitgeber 70 Mitarbeiter. Heute hat sich die Belegschaft weltweit verzehnfacht. Allein am Hauptsitz Glatten sind 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Waren es 1996 noch zwei Lehrlinge, so liegt die Ausbildungsquote in Deutschland heute bei 14 Prozent. Diese Zahlen belegen, welch rasanten Aufschwung das von den geschäftsführenden Gesellschaftern Dr. Kurt Schmalz und Wolfgang Schmalz geführte Unternehmen genommen hat. „Noch immer“, betonte Martin Helbling, „investieren wir viel Zeit in die Einarbeitung neuer Mitarbeiter, damit sie sich von Anfang an in unserer Firmenkultur zurecht finden.“
„Für kleinere Firmen wird es in naher Zukunft noch härter sein, Auszubildende zu finden“, verdeutlichte Gottfried Joos die sich abzeichnende Lage am Arbeitsmarkt, die vor allem der demografischen Entwicklung geschuldet sei. Es sei bezeichnend, sagte das Vorstandsmitglied des Wirtschaftsforums Süd, wie die Firma Schmalz mit innovativen Ideen auf die Herausforderungen der Zeit reagiere. Dazu gehöre auch, zu erkennen, dass junge Menschen mit anderen Vorstellungen in den Beruf nachrücken.