Nagold / Freudenstadt / Calw / Böblingen / Pforzheim (k-w). Selbst königliche Häupter haben sich in der „Alten Post“ von ihrer beschwerlichen Reise ausgeruht. Als jedoch Friedrich I. am 25. Juli 1811 in Nagold Rast einlegte, da machte der wegen seiner gewaltigen Leibesfülle auch „Dicker Friedrich“ genannte Monarch seinem Namen alle Ehre. Offensichtlich zechte der erste König von Württemberg ganz gewaltig. Denn gemeinsam mit den Honoratioren schüttete er elf Flaschen Champagner, 15 Flaschen des besten Weins, jede Menge andere Alkoholika, vor allem viel Bier, Wasser und Kaffee in sich rein.
Zurück blieb seine Rechnung mit 244 Gulden und 27 Kreuzer. Kurzum: Der König und seine 17 Kumpanen haben für heutige Verhältnisse gut 2000 Euro „versoffen und verfressen“. Und das in einer Zeit, als schwere Missernten das Volk heimsuchten.
Aus ihrer Blütezeit hat die Nagolder Poststation, deren Pendant das einstige Hotel „Post“ in Freudenstadt ist, viele Anekdoten zu erzählen, berichtete Historiker Eckhart Kern den Mitgliedern des Wirtschaftsforums Süd bei ihrer Jahresfeier. Er hatte für die Unternehmer aus den Landkreisen Calw, Freudenstadt, Böblingen, dem Enzkreis und Pforzheim in den Gästebüchern der historischen Herberge geblättert und dabei manche Geschichte aus der mehr oder minder guten, alten Postkutschenzeit zu Tage gefördert.
Ob freilich Napoleon Bonaparte im Nagolder Posthotel je Station machte, kann heute nicht mehr bewiesen werden, allerdings: Ausgeschlossen ist das auf gar keinen Fall. Schließlich war das historische Fachwerkhaus eine der wichtigsten Raststationen auf der Postkutschenroute, die Stuttgart und Straßburg miteinander verband. Damals fuhren noch die von Pferden gezogenen Kutschen zur Beförderung von Postsendungen und Fahrgästen über Land. Später nächtigten Politiker wie der erste deutsche Bundespräsident Theodor Heuss, der berühmte Bandleader und Komponist James Last oder James Benson Irwin, Pilot der Mondlandefähre „Apollo 15“ in der „Alten Post“.
Musikalisch unterhalten wurden die Mitglieder des Wirtschaftsforums Süd übrigens von dem hervorragenden Vokalensemble „Hearts IV“. Die vier jungen Sänger aus dem Raum Calw zeigten in historischem Ambiente, was sie drauf haben. Mit viel Herzblut intonierte die A-capella-Formation klassische Stücke, traditionelle Weisen und moderne Songs bis Mitternacht.
Auch für 2013 haben sich die Mitglieder des Wirtschaftsforums Süd viel vorgenommen, betonte Vereinssprecher Siegfried Katz. Geplant sind wieder Vortragsabende, Begegnungen und Seminare, um den Gedanken- und Erfahrungsaustausch zwischen den Generationen zu fördern. Der Unternehmerverein wurde vor über 30 Jahren im Nordschwarzwald gegründet, um im lebendigen Austausch und Dialog Persönlichkeiten aus der Wirtschaft zusammenzuführen.