Freudenstadt / Calw / Pforzheim (k-w). Der Austausch von Wissen ist einer der wichtigsten Bausteine für die Zukunft des Mittelstands im Nordschwarzwald. Für den Transfer von Know-how kann sowohl die Industrie- und Handelskammer Beiträge leisten als auch das Wirtschaftsforum Süd. Das sagte der künftige IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler den Mitgliedern des Unternehmervereins bei ihrer Hauptversammlung.
Für den neuen Chef der Kammer, der Mitte Juli beim IHK-Sommerempfang in sein Amt eingeführt wird, schloss sich in Altensteig-Überberg übrigens ein Kreis. Denn als frisch gebackener neuer Leiter der IHK-Umweltakademie habe er vor Jahren erstmals vor den Unternehmern aus den Landkreisen Calw, Freudenstadt, dem Enzkreis und Pforzheim referiert. Das Wirtschaftsforum Süd, dem er selber als Mitglied angehört, habe ihm damals schon als eine Truppe von positiven Querdenkern imponiert, die der Wirtschaft entscheidende Impulse verleihen. „Als Mitglieder standen sie stets im aktiven Dialog mit der IHK“, sagte Keppler, „das möchte ich als neuer Hauptgeschäftsführer weiterführen.“
Vor dem Hintergrund schrumpfender Einwohnerzahlen im ländlichen Raum und durchwachsender Entwicklungen im Nord-Süd-Gefälle des Kammerbezirks zeichnete der profunde Kenner der Wirtschaftsszene das „Szenario 2020“, das künftig von sinkenden Immobilienwerten und fehlenden Fachkräften geprägt werden könnte. Unternehmer beklagten bereits die Ausbildungsunfähigkeit vieler Jugendlicher und Lücken in der Infrastruktur, die massive Auswirkungen auf die Mitarbeitersuche hätten. Zwar werde die IHK-Pflichtmitgliedschaft immer wieder kritisiert, doch wer, wenn nicht die Kammern, solle denn Sprachrohr der Unternehmen sein, fragte Keppler.
Die IHK Nordschwarzwald widme sich intensiv dem aktuellen Thema Gesundheitsmanagement, weil psychische Erkrankungen den Unternehmen immer häufiger Sorgen bereiten. „Da kommen auf die Betriebe ganz neue Herausforderungen zu“, sagte Keppler, der dazu riet, noch vor dem demografischen Knick in der Nachwuchskurve in ausreichender Zahl auszubilden und dabei zu helfen, Anreize für ein attraktives Wohnumfeld auf dem Land zu schaffen.
Es gebe viele gute und hochtechnologische Unternehmen, die mehr voneinander erfahren müssten. Nur so lasse sich die Region von der Idee infizieren, kreative Impulse zu setzen und wertvolles Wissen weiterzugeben. Das Wirtschaftsforum Süd könne die Rolle des branchenübergreifenden Multiplikators übernehmen, denn „die Wirtschaft braucht ganz dringend solche Netzwerke“, die auch in engem Kontakt zu Hochschulen und Banken stehen sollten. Er persönlich biete sich für den Dialog an; die IHK berate die Unternehmen gezielt und biete sich als neutraler Moderator an. Den Verantwortlichen der Kammer wie auch der IHK-Vollversammlung liege an einer vernünftigen Regionalentwicklung, die die Infrastruktur positiv beeinflussen müsse. Auch sollte sich seiner Meinung nach die Kammer politisch noch stärker zu Wort melden, ihr Dienstleistungsangebot ausbauen, den Unternehmen „Kümmerer“ sein und Beiträge dazu leisten, die Stärken des Nordschwarzwalds öffentlich zu machen.
Martin Keppler schlage den richtigen Weg ein, sagte Siegfried Katz, Vorstandssprecher des Wirtschaftsforums Süd, wenn er die Unternehmer im Kammerbezirk fit für die Zukunft machen wolle. Kassierer Gottfried Joss sprach von „verhaltenem Optimismus“ in den Unternehmen, der darauf schließen lasse, dass die Wirtschaft wieder positiver in die Zukunft blicke. Deshalb lohne es sich auf jeden Fall, die Infrastruktur der Region auszubauen.