Wirtschaftsforum Süd
 
 

Eine Seele wie das Blautopf-Labyrinth

Trollinger-Freunde halten‘s mit Thaddäus Troll / Wirtschaftsforum Süd genießt schwäbisches Theater vom Feinsten

Freudenstadt (wkw). Wie könnte man in diesen Zeiten besser in ein neues Jahr starten als mit Humor und einem edlen Tröpfle? Die Mitglieder des Wirtschaftsforums Süd leisteten sich zum Jahresanfang beides und luden die Trollinger-Freunde vom Theater Lindenhof aus Melchingen nach Freudenstadt ein. Während vor dem altehrwürdigen Haus, wo einst betuchte Gäste mit der Kutsche vorfuhren, leise die weiße Pracht vom Himmel rieselte, wurde es drinnen, im Waldhotel Zollernblick, familiär-gemütlich und deftig-schwäbisch zugleich.

 

Denn Trollinger-Freund Thaddäus Troll hat Zeit seines Lebens seinen Mitmenschen den Spiegel vorgehalten, mal griffelspitzig-feinsinnig, dann wieder grantig-herb. Uwe Zellmer und Bernhard Hurm schauten mit den Unternehmern aus den Landkreisen Calw, Freudenstadt, Pforzheim und dem Enzkreis sowie dem bekannten schwäbischen Mundartdichter in die Tiefen schwäbischer Seelen. Trolls Schaffen, am meisten wohl seine späte, kargschwäbische Lyrik, ist meisterliche Dialektpoesie. Liberal und grantig, pastoral und kauzig, herb, hinterhältig, grad, bös und gütig. Komm und gang, na und nuff, rüber und nüber: Das ist schwäbischer Humor vom Feinsten.
Der gebürtige Stuttgarter Thaddäus Troll, mit bürgerlichem Namen Dr. phil. Hans Bayer, studierte die Charaktereigenschaften seiner schwäbischen Landsleute aus unmittelbarer Nähe, vor allem als Journalist. Mit Werner Finck gründete er, zurück aus englischer Kriegsgefangenschaft, in Stuttgart die erste deutsche satirische Zeitschrift nach dem Zweiten Weltkrieg: Das Wespennest. Von 1947 bis 1951 schrieb er als Korrespondent für den Spiegel. Ab 1948 arbeitete er bis zu seinem Tod in 1980 als freier Schriftsteller. Für seine „Studien“ über den Schwaben wählte er sein Pseudonym.
So erfuhren die Führungskräfte aus der Wirtschaft bei diesem Bühnen-Evergreen Tiefsinniges über liebestolle Schwaben, die "liberale" Politik und die vertrackten Feinheiten der Mundart. Wobei sich die Ober-, Unter- und Zwischentöne des Dialekts immer dann entfalten, wenn die Hochsprache längst höflich schweigt. Für Nichtschwaben gab’s auch gleich die Gebrauchsanweisung dazu: "Nehmat's als Musik - in dr Oper verstoht mr au et älles."
Warm liefen sich die beiden Kabarettisten unter anderem mit Gedichten von Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern, um parallel zu erläutern, wie sich der stilvolle Schwabe auf dem internationalen Parkett bewegt: „Cat has gone down the river“ ist eben die perfekte Übersetzung der spitzen Bemerkung, wonach „‘d Katz längst de Bach na isch.“ Im neuen Jahr werde mit Merkel und Westerwelle alles besser, vor allem der Mittelstand werde wieder munter. Wo viele sich noch die Köpfe heiß reden, haben die Lindenhöfler längst erkannt: „Die Katastrophe vom Klima ist für den Württemberger prima!“ Und Kenner trinken nun mal Württemberger, ebenfalls eine schwäbische Weisheit, nach der auch die gut einstündige Exkursion in die Tiefen der schwäbischen Seele benannt wurde.
Überhaupt die Schwaben! Ihr Erfindungsreichtum kennt bekanntlich keine Grenzen. Haben sie doch sogar das Gülleführen, den Zwiebelkuchen und die Griffelspitzerei erfunden. Sie sind tugendsam, manchmal auch un-tugendsam, feinsinnig, ehrlich und bescheiden, wenn man Uwe Zellmer und Bernhard Hurm glauben mag. Ministerpräsidenten wie Erwin Teufel wollten nie auffallen in der weiten Welt. Während andere Volksstämme längst groß auftrumpften, hatte noch gar niemand bemerkt, dass es den Schwaben überhaupt gab, der vorm Herrgott sogar das Fleisch in den Maultäschle versteckt. Das alles hat natürlich seinen Grund: Denn der Schwabe hockt am liebsten in seinen eigenen vier Wänden, „wo’s nix koscht!“
Was den eigentlichen Unterschied ausmacht? Nun, der Hochdeutsche sagt mehr als er weiß, und der Schwabe weiß mehr als er sagt. In der Seele ist der Schwabe eigentlich faul, sonst wäre er nicht so erfindungsreich und hätte nicht so viele Patente angemeldet. Schließlich „arbeitet auch kein Tier freiwillig!“
Zu Kräuterschaumsüppchen, Feldsalat, Filet (natürlich mit Spätzle) und Créme Caramel wurde noch bis spät in die Nacht über die Anekdötchen und kessen Sprüche dieser heiteren Schwabenkunde sinniert. Denn nach Hause wollte an diesem wunderschönen, schwäbischen Abend niemand so schnell – auch wenn sich der eine oder andere Betrachter im Troll-Spiegel durchaus wieder erkannte. Aber so sind sie halt, die Schwaben, bescheiden und nicht nachtragend - mit einer Seele, „die so verworren wie’s Labyrinth unterm Blautopf ist.“
                                                                                              

                                                                                                                 Werner Klein-Wiele

 

Uwe Zellmer und Berhard Hurm

 

Kenner trinken Württemberger beweisen die Trollinger-Freunde Uwe Zellmer und Bernhard Hurm vom Theater Lindenhof aus Melchingen bei ihrem Gastspiel auf Einladung des Unternehmervereins Wirtschaftsforum Süd in Freudenstadt.
                                                                                                            Foto: Klein-Wiele/wkw

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