Nagold / Calw / Freudenstadt / Böblingen (k-w). Viele Unternehmen suchen zu spät Nachfolger für ihre wichtigen Schlüsselpositionen. Darauf wies Diplom-Betriebswirt Marc Dahl bei einem Informationsabend des Wirtschaftsforums Süd im Zentrum für Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer auf dem Nagolder Wolfsberg hin. Gerade die Qualifizierung von Spezialisten und Wissensträgern sei jedoch wichtiger Bestandteil der Personalentwicklung im Mittelstand.
Potenziellen Führungskräften werde nicht mal die Chance gegeben, rechtzeitig Verantwortung zu übernehmen, um in der Folge Karriere machen zu können, sagte der neue Leiter des IHK-Weiterbildungszentrums vor Führungskräften und Unternehmern aus den Landkreisen Freudenstadt, Calw, Böblingen und dem Enzkreis. Zu wenig Aufmerksamkeit werde auch der strategischen Personalplanung geschenkt, die sich am künftigen Personalbedarf orientieren sollte. Dabei sollten nicht nur Ziele, sondern auch entsprechende Anforderungsprofile für Mitarbeiter und ihre Arbeitsplätze definiert werden, die man in regelmäßigen Abständen überprüfen sollte. Denn wichtig sei, welche Kompetenzen ein Mitarbeiter fürs Unternehmen haben sollte, und nicht, welche er erfüllen könnte.
Ein Drittel aller Unternehmen tue sich schwer damit, offene Stellen zu besetzen, weil laut einer Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages 400.000 Fachkräfte fehlen. Aufgrund des demografischen Wandels werde sich dieser Trend noch verschärfen, besagt die Statistik. Dieses Defizit führe zu einem enormen Wertschöpfungsverlust in der deutschen Wirtschaft, den der IHK-Weiterbildungsberater mit 23 Milliarden Euro jährlich bezifferte. Auch hierfür sei eine frühzeitige Nachfolgeplanung von großer Bedeutung. In Zeiten wie diesen, in denen qualifizierte Mitarbeiter gesucht seien, sei die Weiterbildung ein wertvolles Werkzeug. Denn sie sichere die Zukunft des Betriebes, beuge dem Arbeitskräftemangel vor, binde Mitarbeiter ans Unternehmen und werde sogar von der Agentur für Arbeit unterstützt.
Die Chance kleinerer und mittlerer Unternehmen liege in deren familiärer Atmosphäre, die viele Arbeitnehmer durchaus zu schätzen wüssten. Deshalb empfiehlt Dahl diesen Firmen, ihren Mitarbeitern Perspektiven durch Weiterbildung zu geben. Dadurch würden sie eine höhere Wertschätzung erfahren.
Weiterbildung sollte, egal ob in Lehrgängen oder durch externe Berater in den Unternehmen, immer langfristig angelegt sein. Strohfeuer seien nicht geeignet, um die Mitarbeiter auf ihre künftigen Aufgaben vorzubereiten. Nach der Schulung müsse in einem vorher definierten Zeitfenster nachgefasst werden, damit wichtige Inhalte nicht versanden. Auch in der Weiterbildung sei Controlling ein wichtiges Modul.
Mit der Frage „Was würde in den Betrieben passieren, wenn keine Personalentwicklung betrieben wird?“ leitete Dahl seinen engagieren Vortrag in eine rege Diskussion über. Referent und Zuhörer waren sich einig, dass durch eine strategische Personalentwicklung Kontinuität und geplanter Unternehmensausbau gesichert werden können.
Die IHK in Nagold nimmt die Anfragen zu den Weiterbildungsangeboten sehr ernst und geht das Thema offensiv an. So ist das Team im Weiterbildungszentrum auf dem Wolfsberg sogar in der Mittagspause erreichbar, wodurch den ganzen Tag über die zeitnahe Beantwortung von Fragen sichergestellt ist. Eine enorme Nachfrage haben die Firmenlehrgänge. Demnächst werden eine Million Unterrichtsstunden erreicht. Weil der Weiterbildungsbereich bei der IHK so stark wächst, müssen Kurse und Seminare sogar außerhalb des IHK-Zentrums für Weiterbildung in angemieteten Räumen angeboten werden.
Für die Industrie- und Handelskamer war es schon immer erklärtes Ziel, auch für kleinere Unternehmen finanzierbare Weiterbildungsangebote auszubauen.
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Strategische Personalplanung sichert die Zukunft des Unternehmens, sagte Marc Dahl bei einem Informationsabend des Wirtschaftsforums Süd im IHK-Zentrum für Weiterbildung in Nagold.
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