Wirtschaftsforum Süd
 
 

Wunder gibt es nicht

Unternehmer Hans Digel hat in der Krise aus der Not eine Tugend gemacht / Besuch vom Wirtschaftsforum Süd

 

Nagold / Freudenstadt / Böblingen (k-w). Als Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald wird er oft mit der Frage nach der Verantwortung für den Standort Deutschland konfrontiert. Doch hätte er selbst Anfang der 90er Jahre seine Produktion nicht ins Ausland verlagert, sagt Hans Digel, gäbe es heute die verbliebenen 180 Arbeitsplätze in Nagold auch nicht mehr.

 

Offen diskutierte der Geschäftsführer der Gustav Digel GmbH & Co. KG mit den Mitgliedern des Wirtschaftsforums Süd über die Philosophie seines Unternehmens, das im Nachkriegsdeutschland einen ersten Boom erlebte. Da jedoch der Preis- und Kalkulationsdruck in den 80er Jahren die gesamte Branche unter Druck setzte, konzentrierte er sich auf das, was seine Firma leisten kann. Hans Digel schloss die eigenen Nähereien und verlegte die Produktion ins Ausland.

Heute ist Digel der größte Baukastenanbieter für Herrenbekleidung in Europa. Sorgen bereitet ihm das Sterben der kleinen und mittelständischen Betriebe.

Digel Menswear gilt als Qualitätsmarke im deutschen Einzelhandel und vielen anderen Ländern, ist gut in Russland im Geschäft und Marktführer in Polen. Im Osten Europas ist der Bekanntheitsgrad von Digel Menswear sogar höher als in der schwäbischen Heimat. „Uns geht es gut in einem schrumpfenden Markt“, freut sich der Nagolder Geschäftsmann, dessen Unternehmen mittlerweile einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro bei zehn Prozent Wachstum schreibt.

Für den Erfolg zeichnet ein ausgeklügeltes Versandsystem verantwortlich, das auf 12.000 Quadratmeter im Logistikzentrum auf dem Nagolder Wolfsberg angesiedelt ist. „Ein Spiegelbild unseres Optimismus“, sagt Hans Digel. Von hier werden jährlich 500.000 Anzüge an Adressen in ganz Europa verschickt; in Deutschland kommt die Ware sogar innerhalb 24 Stunden beim Kunden an. 62 Prozent der Ware wird exportiert, nur „nach Südeuropa passen unsere Produkte nicht.“

Bekleidung sei „ein leicht vergängliches Gut“, für das niemand das Lagerhaltungsrisiko tragen wolle, sagte Digel zu den Führungskräften aus den Kreisen Böblingen, Freudenstadt, Calw und Enzkreis. Also machte sich das Unternehmen für Einzelhändler unentbehrlich. Immerhin resultieren aus dem Tagesgeschäft 60 Prozent des Umsatzes, was einen hohen Personaleinsatz erfordert.

Aus rund 70 Einzelteilen stellen 1000 Näherinnen in Rumänien und Polen jene Anzüge her, für die Digel als einer der penibelsten Produzenten am Markt gilt. Denn Qualitätskontrolle ist schon bei der Stoffanlieferung oberstes Gebot. Um dem Endverbraucher einen Zusatznutzen zu bieten, werden Themen wie knitterfrei, schmutzabweisend oder Schutz vor Handystrahlung aufgegriffen. Dass die Entwicklung einer Spezialität, wie der waschbare Anzug, auch mal Anlaufprobleme bringt, nimmt Hans Digel gelassen. Denn „welche deutsche Hausfrau steckt einen Anzug schon in die Waschmaschine?“

Sein Wissen um Marktorientierung gibt der Unternehmenschef an die Söhne weiter, die beide in das väterliche Unternehmen einsteigen wollen. Die nachfolgende Generation dürfe man nicht ins kalte Wasser werfen oder sie unter Erwartungsdruck setzen. Wichtig sei, ihnen eigene Projekte anzuvertrauen, mit denen sie wachsen können. Wer Erfolg haben will, sagt Hans Digel, muss seine Hausaufgaben richtig machen, denn „Wunder gibt es nicht.“

  Abdruck honorarfrei – 3.283 Anschläge

Pressekontakt:

pr-agentur klein-wiele

Killbergstr. 45

72160 Horb-Grünmettstetten

Telefon: 07486-45460

Telefax: 07486-45462

Mail: wklein-wiele@wirtschaftsforum-sued.de

 
 

Wirtschafsforum Süd bei der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald | Dr.-Brandenburg-Str. 6 75173 Pforzheim

Tel.: 07231-201-104 | Fax. 07231-201-41104 | Mail: office@wirtschaftsforum-sued.de