Wirtschaftsforum Süd
 
 

Handel auf gefährlichem Dampfer

Wirtschaftsforum diskutiert bei der Rolf Benz AG / Dem Verbraucher Werte vermitteln

 

Nagold / Freudenstadt / Böblingen (k-w). Mit Rabattschlachten und schlechtem Service befindet sich der Handel in Deutschland „auf einem gefährlichen Dampfer“. Das sagte Frieder Löhrer, Vorstandsvorsitzender der Rolf Benz AG, vor Vertretern der Wirtschaft aus den Kreisen Calw, Freudenstadt, Böblingen und Pforzheim. Der Unternehmer hatte die Mitglieder des Wirtschaftsforums Süd in die Nagolder Konzernzentrale zum Gedankenaustausch eingeladen.

 

Was Rolf Benz schon 1964 bei der Firmengründung erkannt habe, gelte bis heute, sagte Löhrer: Lebensgewohnheiten ändern sich und stellen ständig neue Anforderungen an Unternehmen und ihre Produkte. Durch den Fernseher habe das Wohnzimmer damals „einen neuen Mitspieler“ bekommen. So entstand die „Architektur des Sitzens“. Heute sei die Couch längst nicht mehr pure Sitzgelegenheit, sondern zugleich Lümmelecke und Schmuckstück einer Wohnung. Denn in Zeiten übergroßer Bildschirme haben sich die Gewohnheiten schon wieder verändert.

In über 40 Jahren sei die Rolf Benz AG ihrem Kerngeschäft, also der Herstellung hochwertiger Polstermöbel und Essgruppen, treu geblieben. Bei einem Exportanteil von mittlerweile 36 Prozent allerdings mit deutlich internationalerer Ausrichtung. Rolf Benz verspreche dem Verbraucher, dass sein Möbelstück auch morgen noch aktuell ist. „Wir wollen gar nicht modisch sein“, verrät Löhrer die Unternehmensphilosophie. Mancher Benz-Kunde liebe ohnehin den „stillen Luxus“.

Die Nagolder Edelmarke wird auch an den Standorten Mötzingen und Pfalzgrafenweiler von insgesamt 570 Mitarbeitern produziert. Bei einem Jahresumsatz von 125 Millionen Euro verkauft die Rolf Benz AG ihre Waren weltweit von New York bis Tokio und in 55 Länder. Je nach Raumgröße werden unterschiedliche Collectionen angeboten, denn „ein tolles Möbel braucht Luft und Raum“. Weitere 130 Mitarbeiter sind im Tochterunternehmen RUF-Bett International in Rastatt beschäftigt.

Ständig auf der Suche nach Trends, haben die Produktentwickler erkannt: Die vierköpfige Familie allein macht heute nicht mehr den typischen Käufer aus. Durch das Singledasein ergäben sich neue Ansprüche an die Wohnkultur, „die selbst das 12-teilige Tafelsilber überflüssig macht“.

Beim Marketing setzt Rolf Benz auf den Wiedererkennungseffekt seiner Marke, die jeder Dritte zwischen 18 und 64 kennt. „Wir brauchen Begeisterung beim Kunden“, erläutert Löhrer, dass Kaufen ein Erlebnis sein muss. Allein am Stammsitz in Nagold wurden 3.800 Quadratmeter Ausstellungsfläche geschaffen. Außerdem braucht ein Produzent Verständnis für seine Abnehmer. Wer in Moskau Sitzgruppen verkaufen möchte, sollte wissen, dass sein Kunde gerne auf dem Sofa schläft. Wichtig sei die Erkenntnis, dass die Frau der typische Entscheider und „extrem pragmatisch“ veranlagt sei. Passt der Staubsauger nicht unter die Couch, hat der Designer meistens schon verloren.

„Wir haben dann versagt, wenn unsere Botschaft nicht rüberkommt“, erläuterte Löhrer wie wichtig es ist, dem Verbraucher Werte zu vermitteln. Wer falsch oder gar nicht argumentiere, vertue oft die Chance, das profitablere Produkt zu verkaufen.

Dass gute Arbeit heute oft nicht mehr erkannt werde, beklagte Siegfried Katz, Sprecher des Wirtschaftsforums Süd. Es werde zu viel über den Preis geredet, wo früher der Verkäufer argumentierte. Dabei bliebe eigentlich genug für alle vom großen Kuchen, ärgerte sich Frieder Löhrer über immer neue Preisnachlässe. So gebe der Deutsche im weltweiten Vergleich beispielsweise nach wie vor das meiste Geld für Möbel aus.

Die nächste Veranstaltung des Wirtschaftsforums Süd bei der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald findet am Dienstag, 11. April, ab 15 Uhr im neuen Logistikzentrum der Firma Digel im Nagolder Industriepark Wolfsberg statt. Anmeldungen bei: Wirtschaftsforum Süd, Fax 07452 – 69022 oder E-Mail: office@wirtschaftsforum-sued.de.

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