Dabei zeigte sich der Chef der Kreisbehörde im Weiterbildungszentrum der Industrie- und Handelskammer als kompetenter Gesprächspartner wie auch als Fürsprecher des Mittelstands, der die Sorgen der Unternehmer ernst nimmt. Zumal aus seiner Sicht vieles nicht ohne gesundes, wirtschaftliches Rückgrat aus Mittelstand und Handwerk erreicht worden wäre. Dombrowsky sieht eine „Entbürokratisierungsoffensive“ als dringend notwendig an. Denn der „Wust an Gesetzen“, der den Betrieben das Leben schwer macht, sei schier unüberschaubar. Verfahrensabläufe müssten gekürzt werden, damit die Wirtschaft schneller reagieren kann.
Dass die Bundesregierung oft nicht wisse, wie Gesetze auf europäischer Ebene ihren Lauf nehmen, hat Albrecht Wössner besonders „schockiert“. Grüne Ideen, die sich auf Bundesebene nicht durchsetzen ließen, mündeten durch die Hintertür Europa-Parlament in neue Vorschriften für deutsche Betriebe. Selbst die Kirche sei mit dem Unternehmertum nicht im Reinen. Allerorten würden Firmengewinne, die man dringend für Investitionen brauche, sogar verteufelt. In aller Deutlichkeit müsse gesagt werden, dass ein Land ohne florierende Wirtschaft nicht existieren kann.
Die provokante Frage, ob Unternehmer überhaupt noch eine Lobby haben, beantwortete Moderator Albrecht Wössner nach zweistündiger Diskussion dennoch mit einem deutlichen Ja. Zumindest der Gastredner lasse keinen Zweifel daran, dass er hinter der Wirtschaft stehe und für Verbesserungen sorge, wo es ihm möglich sei. Im Laufe des Abends wurde dennoch deutlich, dass Landräte nur begrenzt in politische Abläufe eingreifen können. „Auf kommunaler Ebene haben wir nicht die besten Karten“, gab Dombrowsky ohne Umschweife zu.
Als Partner der Wirtschaft suche er trotzdem das Gespräch mit der Politik, um Einfluss zu nehmen. Die Sorgen der Unternehmer beispielsweise, dass die geplante Gesetzesänderung zur früheren Fälligkeit von Sozialabgaben zusätzliche Bürokratie und Liquiditätsverluste bedeute, werde er an verantwortliche Politiker herantragen.
Dass der Kreis Freudenstadt familienfreundlich geprägt sei, kommt aus Sicht des Landrats der Industrie zu gute. Die werde, wie IHK-Geschäftsführer Martin Keppler betonte, wegen des drohenden Facharbeitermangels in Zukunft ohnehin auf mehr Frauen im Berufsalltag angewiesen sein. Diskussionsteilnehmer forderten, Betreuungsangebote für Kinder auszubauen. Wer derartige Einrichtungen nutze, so Keppler, müsse allerdings auch zur Mitfinanzierung bereit sein. Wichtig ist aus Sicht des Landrats, dass sich gute Mitarbeiter in der Region wohlfühlen.
Das Landratsamt wolle Behörden stärker zusammenbringen. So könnten Bauherrengespräche zentral geführt und Verfahren abgekürzt werden. Das Berufsschulwesen möchte Dombrowsky ausbauen. Im Kreis Freudenstadt sollen viele Berufsfelder angesiedelt sein, damit die Wirtschaft davon profitiert. Den Arbeitskreis Schule – Wirtschaft legte der Landrat den Unternehmern besonders ans Herz. Dombrowsky sicherte der Wirtschaft zu, auch künftig an einem für Existenzgründer freundlichen Klima, mehr Aufklärung über Zuschussprogramme und Umdenkungsprozessen weiterzuarbeiten.
Nach Ansicht von Dombrowsky muss das Image des Nordschwarzwalds verbessert werden. Außer Wald habe die Region bekanntlich viele Stärken, die beworben werden müssen. Deshalb habe die Region ihre Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) gestärkt, was den Baiersbronner Unternehmer Karl Kallfaß zu der Idee inspirierte, auf Waren aus der Region für den Standort zu werben.
Abdruck honorarfrei – 3968 Anschläge